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Dienstag, 12. Februar 2013

Great Walk 1/9 - Lake Waikaremoana

Hi. How´s it going?
- so begrüßte ich munter jeden Wanderer auf meinem ersten Great Walk in Neuseeland.

Doch was ist ein Great Walk und wo treibt sich Maik wieder rum? Ok. Ich fange von vorne an :-)

Glücklich aber geschafft!

Neuseeland ist berühmt für die Schönheit seiner Natur und ich hoffe, dass ich dieses bereits in meinen Beiträgen vermitteln konnte. Die Regierungseinrichtung für den Naturerhalt (Hier DOC. genannt) hat aus allen Wanderwegen im Land, die besten, schönsten und lohnenswertesten Wanderwege ausgesucht.

Diese werden Great Walk, also großartige Wanderung, genannt. 

Diese Wanderungen dauern immer 3-5 Tage, sodass mehrere Nächte in der Natur verbracht werden müssen. 

Die Wege befinden sich stets in Nationalparks oder Scenic Reserves. 
Aus diesen Gründen ist es erforderlich, entweder einen Platz in einer Schutzhütte oder auf einem Zeltplatz zu buchen. Auf diese Weise kann die Anzahl der Nutzer kontrolliert und der Naturschutz berücksichtigt werden. 
Es gibt insgesamt 9 dieser großartigen Wanderwege in Neuseeland. Drei von ihnen befinden sich auf der Nordinsel, auf der wir momentan herumreisen, die restlich sind auf der Südinsel.

Marian und ich haben uns von Anfang an, von den Erzählungen, Beschreibungen, sowie den Fotos dieser Touren begeistern lassen. Daher fassten wir schon vor der ersten Tour den Entschluss, dass wir alle Great Walks meistern wollen.

Nun gut. Ein ehrgeiziges Ziel war gesetzt. Also hieß es jetzt: Umsetzen!

Unser erster Walk ging um den Lake Waikaremoana. Dieser befindet sich auf der Nordinsel, von der Ostküste 70 Kilometer landeinwärts, in Richtung Inselzentrum. 
Vier Wandertage standen vor uns. Drei Übernachtungen. Und viel Natur!


Gemeinsam mit Tobi, mit dem wir in Frankfurt abgeflogen sind, und Felix, den wir in Te Puke kennen gelernt haben, ging es los. Unsere beiden Begleiter entschieden sich aufgrund von Zeitgründen leider dafür, uns nur einen halben Tag zu begleiten. Anschließend drehten sie um und fuhren weiter. 

Wir blieben zurück. In der Wildnis ohne Handyempfang, Strom oder fließendes Wasser.

Anfangs noch mit Tobi und Felix unterwegs
In dem Höhenprofil der Wanderung konnten wir erkennen, dass der erste Tag, den anstrengendsten Part bereit hält. Es ging Bergauf, zum Panekiri Bluff, von dem wir allerdings auch einen der schönsten Ausblicke genießen konnten.

Mit 15 Kilogramm auf dem Rücken ging es auf Wurzelstufen, Steinen und Schlamm immer höher. Der Schweiß lief mir herunter und ich musste oft die Zähne zusammen beißen, denn das Gewicht hatte ich in meiner mentalen Vorbereitung ganz vergessen. 

Rückwirkend kann ich ganz sicher sagen, dass das Gewicht des Rucksackes den Schwierigkeitsgrad/ Anforderungsniveau verdoppelt hat. Schließlich schleppten wir einiges mit:
  • Zelt
  • Luftmatratze
  • Luftpumpe
  • 2 Schlafsäcke
  • Kleidung für jedes Wetter (Unterhose und -hemd, T-Shirt, Fleecejacke, Boardshorts, Socken, ...)
  • Campingkocher und Topf + Gasflaschen
  • 2 gefüllte 1,5 Liter Flaschen
  • Meine Spiegelreflex + Objektive
  • Kamerastativ
  • Schüsseln, Teller, Besteck
  • Multitool, Taschenlampe, Sonnencreme, Insektenspray
  • Zahnpfleprodukte
  • und Essen für 4 Tage und 2 Personen (3 Packungen Toastbrot, Aufstrich, Cornflakes, Milchpulver, ...)
  • 2 Bier
...und natürlich das Eigengewicht der Rucksäcke.



"Ob sich das lohnt?" fragte ich mich. Schließlich kosteten uns die 3 Übernachtungen ingesamt 120$. Zwei verbrachten wir sogar auf den Zeltplätzen- natürlich aus Kostengründen. 
Die erste Übernachtung mussten wir zwangsweise in einer der Hütten (Huts) machen, da es dort keine Campsite (also Campingplatz) gab.
Anfangs nur Bergauf!
Dazu kamen noch 100$ für ein Wassertaxi, dass uns zu dem Startpunk brachte und uns hoffentlich auch wieder am Endpunkt abholt.

An dieser Stelle muss ich erklären, dass wir zwar stets um den See gelaufen sind, dieser für eine komplette Umrundung allerdings zu groß ist. 
Innerhalb der 4 Tage sind wir mehr als 50 Kilometer zu Fuß, mit 15 Kilogram auf dem Rücken, Bergauf und Ab, gegangen oder geklettert.

Ok, also 110$ + Verpflegung für 4 Tage Spaß, wobei ich den Spaß anfangs noch nicht gesehen habe!

Für einen Backpacker, der von seinem Erspartem lebt und nicht gerne arbeitet, eine wohl überlegte Investition.

Bevor es aber so scheint, als würde ich meine Finanzen beklagen, hier die Kehrtwende.
Das Geld hat sich gelohnt!

Es war die großartigste Wanderung die ich in meinem ganzen Leben bisher gemacht habe!


Die Vegetation war stets wechselhaft. Anfangs waren es komplett moosbehangene Bäume, wie aus einem Horrorfilm. Später standen Palmen und Farn am Wegesrand. Mal tropisch und dann ein europäisch ähnlicher Wald.
Fast die ganze Zeit hatten wir einen Blick auf den See und seine wechselhaften Ufer.

Oft hieß es: Zähne zusammen beißen!
Ich fragte mich am 3. Tag, was denn schöner sei. Die Landschaft und das Wandern, oder die Pausen und die Erholung nach einem erfolgreichen Ankommen am Tagesziel.

Nun ich denke es ist beides,- diese Verbindung. Auf der einen Seite ist die Wanderung sehr Kräfte zehrend aber belohnt dann doch wieder mit seinen Aussichten.
Es gab sich stets die Waage.

Der 2. Wandertag war entspannter. Es ging mehr oder weniger bergab. Das war zwar auch anstrengend, da wir unser Gewicht stets abbremsen mussten, doch es war angenehmer als am Vortag.

In der 2. Nacht hieß es dann zum ersten Mal in unserem neuen Zelt schlafen. Der Aufbau ging schnell und wir hatten noch Zeit einen Wasserfall in der Nähe anzusehen.
Dieser war wirklich grandios! Das Wasser fiel sehr schön und ich konnte ein paar tolle Bilder schießen.
Zudem war es möglich, hinter dem Wasservorhang zu stehen. Endlich "duschen", wäre es doch nicht so verdammt kalt gewesen!
Doch die Temperatur hielt uns nicht ab, ein kurzes und sehr erfrischendes Bad zu nehmen.

Zurück auf dem Zeltplatz, dieses Wort hört sich größer an, als es ist, machten wir ein Lagerfeuer.

Marian und ich waren die einzigen Gäste auf der kleinen Wiese.
Wir genossen die Wärme und das Sternenlicht der Milchstraße.

Entspannt am Lagerfeuer den Tag Revue passieren lassen

Im Zelt verkroch ich mich dann, angezogen mit Unterhemd, T-Shirt und Pullover, in meinem Schlafsack. Trotz der vielen Schichten fror ich in der Nacht. Zum Glück war es nicht so schlimm, dass ich nicht hätte schlafen können.

33 Kilometer geschafft!
Am Morgen frühstückten wir in Ruhe und füllten unsere Wasservorräte mit Regenwasser aus den vorhandenen Tanks auf. Getrunken und gekocht haben wir die Tage übrigens nur mit See- oder Regenwasser. 

Weiter ging es. Der 3. Tag kam mir länger vor, viel länger, denn wir hatten keine großen Steigungen und wir legen ein gutes Stück an Strecke zurück. Dadurch, dachte ich, dass wir auch unserem Ziel schnell näher kommen, doch es war insgesamt mehr an dem Tag zu laufen.

Schon brach unser letzter Abend an. Erneut ein Lagerfeuer am See, auf unserer einsamen Wiese, dieses Mal mit Maggisuppe und Instantnudeln. 

Ich kann keine Instantnudeln mehr sehen!!!

Erneut zeigte sich über uns ein toller Sternhimmel. Wir hörten sogar einen Kiwi, den seltenen und bedrohten Nationalvogel schreien. Ein sehr sehr rares Naturerlebnis.

Unsere 3. Nacht, mitten in der Natur

Kurz vor dem Schlafengehen dann das: ein Possum!
Die Naturplage Nummer 1 hier in Neuseeland.
Das eingeschleppte Tier hat keine Feinde und zerstört die Pflanzen und tötet einheimische Vögel.
Es stand direkt vor uns, anscheinend von der Taschenlampe geblendet, nur 1.5 Meter entfernt.

"Hää? Was soll das denn jetzt? Wie? Ist das ein Possum? Was macht das hier? Warum läuft es nicht weg? Was sollen wir machen?" fragten wir uns. 
Marian und ich waren vollkommen aus dem Konzept gebracht. 

Da die Neuseeländer jedes tote Possum feiern und sich damit brüsten, stelle uns sich jetzt die Frage, ob wir es irgendwie die kleine Steilklippe runterkicken sollten? 
Aber es war so flauschig, sah unschuldig aus und irgendwie so .... ach was solls! 

Zack! 
Der Tritt verfehlte.

Doch nun waren wir unsere Urinstinkte geweckt. Wir bewaffneten uns mit Marians Wanderstock und meiner Taschenlampe und versuchten unseren Teil zum Naturschutz beizutragen.

Nach ca. 45 Minuten gaben wir auf. Zwei Schläge verfehlten und wir waren müde.

Wieder fror ich in der Nacht, doch es war egal, nun war der Great Walk fast geschafft.

Nach einer kalten Nacht: Belohnender Ausblick aus dem Zelt

Der letzte Wandertag war schnell geschafft. 
Nach dem Erreichen des Pick-up Points nahmen wir ein Bad im klaren Wasser und aßen unsere letzten Kekse mit einem breitem Grinsen im Gesicht.

Um 1.30pm nahm uns das Wassertaxi mit. 
Glücksgefühle durchströmten meinen Körper als ich von der Wasserseite sehen konnte, welch unglaublich großes Stück wir mit unseren Füßen und dem Gepäck bewältigt haben!


Es war eine Wanderung die mir viel Zeit zum Nachdenken gegeben hat. 
Eine Wanderung, die sehr vielseitig die Schönheit der Natur widergespiegelt hat.
Eine Wanderung, die meinen Charakter gestärkt hat.


Der nächste Great Walk ist nur 3 Autostunden entfernt. 
Es werden wieder 4 Wandertage, dieses Mal um den Schicksalsberg aus dem Film "Herr der Ringe".

Wir checken das Wetter, denn die nächste Erfahrung wird noch mehr Kraft kosten.
Das Klima und die Umgebung wird rauer und wechselhafter. 

Great Walk 1 von 9 ist geschafft. Lake Waikaremoana, check!


Tongariro National Park, Northern Circuit: WIR KOMMEN!

Erster Walk: CHECK!


Am Ende erwähnt

Meine "Wanderschuhe"
  • Ich hatte natürlich nur die besten Wanderschuhe für den Walk
  • Mit unserem Auto, Hilli, haben wir mehr als 7000 Kilometer zurück gelegt
  • Der Havana Club ist ausgetrunken!
  • Wandern macht kreativ und lässt ganz viele neue Gedanken zu
  • Ich vermisse deutsches Essen! Sei es Brot, Frikadellen oder Kartoffeln!
  • Während der Wanderung lagen 3 volle Tim-Tam ("Kekse") Packungen in Hilli
  • Wir bekamen ein Lob für unser Englisch
  • Neuseeländer sagen am Satzende gerne "aye". Alles cool aye?
  • Meine Reiseidee von den Fidji-Inseln wurde gewaltig bestärkt



Cheers